Vorwort
Vor ca. 5 Tagen, als ich gerade auf dem
Weg zur Arbeit war, fiel mir diese Geschichte ein. Zuerst war nur das
allgemeine Thema vorhanden. Das Grundgerüst sozusagen. Nach und nach
allerdings entfaltete sich die Geschichte vor meinem Auge und ich
fing an alles niederzuschreiben. Ich habe versucht eine Person zu beschreiben ohne ihr
einen Namen zu geben. Natürlich resultiert daraus, dass sehr oft
"Er" usw. genutzt wird. Dies ist natürlich zu Anfang etwas
gewöhnungsbedürftig.
Nicht alle sind gesegnet mit einer
Familie oder einem Partner, mit denen man an Weihnachten zusammen
sitzen kann. Ich wollte mal die andere Seite von Weihnachten zeigen.
Sie mag vielleicht an manchen Stellen
holprig klingen, ich hoffe allerdings, dass ihr darüber hinwegsehen
werdet :) Es versteht sich natürlich von selbst, dass ohne meine
Erlaubnis dieses kleine Werk nirgendwo anders als auf diesem Blog
online gestellt werden darf.
Und nun viel Spaß beim lesen. Über
Kommentare würde ich mich natürlich sehr freuen ^_^
Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte
Er schlug verwirrt die Augen auf.
Nichts war zu hören, abgesehen von seinem schnellen Atem. Dann
bemerkte er, dass er auf seinem Bett lag. Langsam drehte er seinen
Kopf nach links und schaute aus dem Fenster. Der Winter war
angebrochen und der erste Schnee fiel. Langsam richtete er sich auf,
lief zum Fenster und schaute hinaus. Durch das dichte Schneetreiben
konnte man nicht einmal mehr den Wald sehen, der an sein Grundstück
grenzte.
Seufzend schlurfte er ins Bad und
machte sich frisch. "Wieso bin ich so schlecht gelaunt?",
fragte er sich. Gedankenverloren ging er in die Küche, brühte sich einen Kaffee auf und belegte ein Brötchen. "Ich kann doch
eigentlich nicht klagen. Ich bin ein junger Mann mittleren Alters,
habe genug Geld auf der hohen Kante und ein Haus inkl. Swimmingpool".
Verwirrt schüttelte er seinen Kopf, ging hinunter ins Erdgeschoss
und bog nach rechts in sein Wohnzimmer ab. Dort knisterte im Kamin
noch der letzte Holzscheit vom Vorabend, als er gemütlich während
dem Abendessen Sport geschaut hatte.
Er ging zum Fenster um frische Luft
hinein zu lassen. Der kalte Wind wehte ihm ins Gesicht und die Kälte
lies seinen Atem sichtbar werden. Mit geschlossenen Augen atmete er
tief aus und ein und genoss, wie die kalte Luft seinen Kreislauf in
Schwung brachte. Seine Laune stieg merklich. "Auf geht’s, ich
muss noch ein bisschen einkaufen. Bald sind die Feiertage und dann
hat alles geschlossen". Er freute sich regelmäßig auf das Ende
des Jahres, denn nur da konnte er sich ein paar freie Tage, Ruhe und
Erholung erlauben. Als Chef einer großen Firma konnte man sich nicht
immer die Zeit nehmen, wann man wollte. Die Arbeit fraß auch seine
Freizeit auf, sodass die spärliche restliche Zeit mit materiellen
Dingen ausgefüllt wurde. Dies trug auch dazu bei, dass er sich ein
eigenes Haus leistete. Direkt am Waldrand mit einem 1km² großen
Grundstück.
Zu seinem Großeinkauf gehörte auch
ein Tannenbaum, den er im Wohnzimmer aufstellen wollte. Mit Müh und
Not schleppte er ihn in sein Wohnzimmer und verankerte ihn im
Ständer. Zufrieden mit sich selbst summte er ein Weihnachtslied und
holte das Lametta aus dem großen Karton, auf dem "Christbaummaterial
Familie Miller" stand. Mit wehmütigem Blick schaute er darauf
und nahm mehrere Christbaumkugeln und den Stern heraus. Dieser sollte
natürlich traditionsgemäß an die Spitze kommen.
Nach dem Schmücken nahm er sich
zufrieden eine Flasche Cognac aus der Bar und goss sich ein Glas ein.
Während sein Blick über die verschneite Schneelandschaft wanderte,
schweiften seine Gedanken in die Vergangenheit ab. Vor 20 Jahren, mit
19 Jahren, hatte er ein Mädchen kennengelernt und sich sogleich
verliebt. Sie war die schönste auf Erden für ihn. Glücklicherweise
empfand sie genauso für ihn und so dauerte es nicht lange, dass sie
zusammen kamen und heirateten. Es war für ihn die erste richtige
Beziehung. Nur ein einziges anderes mal war er verliebt gewesen. Man
könnte es auch eher als eine Phase des Verliebtseins betrachten. Mit
einem leisen Lachen erinnerte er sich an die Zeit, als er mit 8
Jahren die Tochter eines Pferdebesitzers anhimmelte, welchem das
Gestüt auf der anderen Seite des Dorfes gehörte. Sein Schulweg
führte jeden Morgen und Abend daran vorbei. Dieses Gefühl der
reinen unschuldigen Liebe empfand er seitdem nicht mehr. Natürlich
liebte er seine Frau, allerdings empfand er nicht das gleiche Gefühl
wie damals, die Schmetterlinge im Bauch waren einfach nicht die
selben. Dennoch erlebte er mit ihr eine glückliche Zeit. Als jedoch
in den beiden der Wunsch für ein Kind heranwuchs, musste ihr Arzt
feststellen, dass sie keine Kinder bekommen konnte.
Er schüttelte den Kopf, um die trüben
Gedanken los zu bekommen. In zwei Tagen war Weihnachten. Kein Grund
Trübsal zu blasen. Doch ein kleiner in ihm Teil wollte einfach nicht
zustimmen. Er raffte sich auf und ging in den Keller um die
Weihnachtsdekoration für die Außenverkleidung herauf zu holen.
Jedes Jahr schmückte er im Garten seine Bäume mit Lichtern aus. Da
es dieses Jahr besonders stark geschneit hatte, lag genug Schnee um
einen Schneemann zu bauen. "Zuletzt habe ich soviel Schnee
gesehen als ich ein zehnjähriger Junge war. Verdammte Erderwärmung",
grummelte er. Er machte sich an die Arbeit. Stunden später
betrachtete er müde aber stolz sein getanes Werk. Die Lichter in den
Bäumen leuchteten und der Schneemann stand. Wenn man genau hinsah,
war sein Oberkörper etwas schief aber ohne Hilfe war das
ausbalancieren nicht die leichteste Übung für ihn.
Zwei Tage später. Der 24.
Die Vorbereitungen waren abgeschlossen,
genug Essen für über die Feiertage gekauft und im Geschäft
übertraf der aktuelle Jahresbericht das Vorjahr um 20 Prozent. Alles
in allem ein Grund zufrieden zu sein. Nach einer heißen Dusche und
einem ausgiebigen Frühstück, zog er sich an um einen langen
Spaziergang durch den angrenzenden Wald zu nehmen. Die Erinnerungen
kamen in ihm hoch, wie er früher mit seiner Frau diese Strecke
zusammen gelaufen ist. Sie liebte den Wald. Die frische, kühle Luft
im Sommer, der Duft des Holzes und das Zwitschern der Vögel. Im
Winter genoss sie die Ruhe und das Knirschen des Schnees unter ihren
Füßen. Die Jahre mit denen beide zusammen spazieren gingen, waren
jedoch schon lange vorbei.
Nach einem ausdauernden zweistündigen
Marsch kam er wieder zuhause an. Die Winterjacke wurde ordentlich auf
den Ständer gehängt und in der Küche ein heißer Kakao zubereitet,
in der natürlich eine Prise Zimt hineinkam. Mit dem Kakao und einer
Schüssel Kekse machte er es sich vor dem Fernseher gemütlich und
legte eine Bluray in den Player.
Heiligabend
Unterm Tannenbaum lag ein Geschenk,
welches er sich selbst bei einem online Versandhandel bestellte.
Früher hatte er unheimlich viel Spaß daran, Geschenke für seine
Frau auszusuchen. Aufgrund seiner knappen Freizeit, wurde damit die
normalerweise vorhandene Zweisamkeit kompensiert. Doch nun konnte er
dies nicht mehr tun und tröstete sich selbst mit Geschenken. Während
er einen Schluck Rotwein zu sich nahm, verfing sich sein Blick in
einer Christbaumkugel. Sein Blick blieb eine Weile darin hängen und
er registrierte mal wieder, wieso er sich jedes mal in dieser Zeit so
schlecht fühlte. Er war allein. "Daran können auch Weihnachten
und meine wohlverdienten Feiertage nichts dran ändern", gestand
er sich seufzend ein.
Wirklich schön! Habe es gerne gelesen. Nur der Schlussteil könnte etwas ausführlicher sein, zum Bespiel wie er den Heiligen Abend alleie verbringt. Die Geschichte hört recht aprupt auf. Sonst sehr gut geschrieben ;)
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