Samstag, 24. Dezember 2011

Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte


Vorwort

Vor ca. 5 Tagen, als ich gerade auf dem Weg zur Arbeit war, fiel mir diese Geschichte ein. Zuerst war nur das allgemeine Thema vorhanden. Das Grundgerüst sozusagen. Nach und nach allerdings entfaltete sich die Geschichte vor meinem Auge und ich fing an alles niederzuschreiben. Ich habe versucht eine Person zu beschreiben ohne ihr einen Namen zu geben. Natürlich resultiert daraus, dass sehr oft "Er" usw. genutzt wird. Dies ist natürlich zu Anfang etwas gewöhnungsbedürftig.

Nicht alle sind gesegnet mit einer Familie oder einem Partner, mit denen man an Weihnachten zusammen sitzen kann. Ich wollte mal die andere Seite von Weihnachten zeigen.

Sie mag vielleicht an manchen Stellen holprig klingen, ich hoffe allerdings, dass ihr darüber hinwegsehen werdet :) Es versteht sich natürlich von selbst, dass ohne meine Erlaubnis dieses kleine Werk nirgendwo anders als auf diesem Blog online gestellt werden darf.

Und nun viel Spaß beim lesen. Über Kommentare würde ich mich natürlich sehr freuen ^_^


Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

Er schlug verwirrt die Augen auf. Nichts war zu hören, abgesehen von seinem schnellen Atem. Dann bemerkte er, dass er auf seinem Bett lag. Langsam drehte er seinen Kopf nach links und schaute aus dem Fenster. Der Winter war angebrochen und der erste Schnee fiel. Langsam richtete er sich auf, lief zum Fenster und schaute hinaus. Durch das dichte Schneetreiben konnte man nicht einmal mehr den Wald sehen, der an sein Grundstück grenzte. 




 
Seufzend schlurfte er ins Bad und machte sich frisch. "Wieso bin ich so schlecht gelaunt?", fragte er sich. Gedankenverloren ging er in die Küche, brühte sich einen Kaffee auf und belegte ein Brötchen. "Ich kann doch eigentlich nicht klagen. Ich bin ein junger Mann mittleren Alters, habe genug Geld auf der hohen Kante und ein Haus inkl. Swimmingpool". Verwirrt schüttelte er seinen Kopf, ging hinunter ins Erdgeschoss und bog nach rechts in sein Wohnzimmer ab. Dort knisterte im Kamin noch der letzte Holzscheit vom Vorabend, als er gemütlich während dem Abendessen Sport geschaut hatte. 


Er ging zum Fenster um frische Luft hinein zu lassen. Der kalte Wind wehte ihm ins Gesicht und die Kälte lies seinen Atem sichtbar werden. Mit geschlossenen Augen atmete er tief aus und ein und genoss, wie die kalte Luft seinen Kreislauf in Schwung brachte. Seine Laune stieg merklich. "Auf geht’s, ich muss noch ein bisschen einkaufen. Bald sind die Feiertage und dann hat alles geschlossen". Er freute sich regelmäßig auf das Ende des Jahres, denn nur da konnte er sich ein paar freie Tage, Ruhe und Erholung erlauben. Als Chef einer großen Firma konnte man sich nicht immer die Zeit nehmen, wann man wollte. Die Arbeit fraß auch seine Freizeit auf, sodass die spärliche restliche Zeit mit materiellen Dingen ausgefüllt wurde. Dies trug auch dazu bei, dass er sich ein eigenes Haus leistete. Direkt am Waldrand mit einem 1km² großen Grundstück. 

Zu seinem Großeinkauf gehörte auch ein Tannenbaum, den er im Wohnzimmer aufstellen wollte. Mit Müh und Not schleppte er ihn in sein Wohnzimmer und verankerte ihn im Ständer. Zufrieden mit sich selbst summte er ein Weihnachtslied und holte das Lametta aus dem großen Karton, auf dem "Christbaummaterial Familie Miller" stand. Mit wehmütigem Blick schaute er darauf und nahm mehrere Christbaumkugeln und den Stern heraus. Dieser sollte natürlich traditionsgemäß an die Spitze kommen. 



 
Nach dem Schmücken nahm er sich zufrieden eine Flasche Cognac aus der Bar und goss sich ein Glas ein. Während sein Blick über die verschneite Schneelandschaft wanderte, schweiften seine Gedanken in die Vergangenheit ab. Vor 20 Jahren, mit 19 Jahren, hatte er ein Mädchen kennengelernt und sich sogleich verliebt. Sie war die schönste auf Erden für ihn. Glücklicherweise empfand sie genauso für ihn und so dauerte es nicht lange, dass sie zusammen kamen und heirateten. Es war für ihn die erste richtige Beziehung. Nur ein einziges anderes mal war er verliebt gewesen. Man könnte es auch eher als eine Phase des Verliebtseins betrachten. Mit einem leisen Lachen erinnerte er sich an die Zeit, als er mit 8 Jahren die Tochter eines Pferdebesitzers anhimmelte, welchem das Gestüt auf der anderen Seite des Dorfes gehörte. Sein Schulweg führte jeden Morgen und Abend daran vorbei. Dieses Gefühl der reinen unschuldigen Liebe empfand er seitdem nicht mehr. Natürlich liebte er seine Frau, allerdings empfand er nicht das gleiche Gefühl wie damals, die Schmetterlinge im Bauch waren einfach nicht die selben. Dennoch erlebte er mit ihr eine glückliche Zeit. Als jedoch in den beiden der Wunsch für ein Kind heranwuchs, musste ihr Arzt feststellen, dass sie keine Kinder bekommen konnte.

Er schüttelte den Kopf, um die trüben Gedanken los zu bekommen. In zwei Tagen war Weihnachten. Kein Grund Trübsal zu blasen. Doch ein kleiner in ihm Teil wollte einfach nicht zustimmen. Er raffte sich auf und ging in den Keller um die Weihnachtsdekoration für die Außenverkleidung herauf zu holen. Jedes Jahr schmückte er im Garten seine Bäume mit Lichtern aus. Da es dieses Jahr besonders stark geschneit hatte, lag genug Schnee um einen Schneemann zu bauen. "Zuletzt habe ich soviel Schnee gesehen als ich ein zehnjähriger Junge war. Verdammte Erderwärmung", grummelte er. Er machte sich an die Arbeit. Stunden später betrachtete er müde aber stolz sein getanes Werk. Die Lichter in den Bäumen leuchteten und der Schneemann stand. Wenn man genau hinsah, war sein Oberkörper etwas schief aber ohne Hilfe war das ausbalancieren nicht die leichteste Übung für ihn.

 

Zwei Tage später. Der 24.

Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, genug Essen für über die Feiertage gekauft und im Geschäft übertraf der aktuelle Jahresbericht das Vorjahr um 20 Prozent. Alles in allem ein Grund zufrieden zu sein. Nach einer heißen Dusche und einem ausgiebigen Frühstück, zog er sich an um einen langen Spaziergang durch den angrenzenden Wald zu nehmen. Die Erinnerungen kamen in ihm hoch, wie er früher mit seiner Frau diese Strecke zusammen gelaufen ist. Sie liebte den Wald. Die frische, kühle Luft im Sommer, der Duft des Holzes und das Zwitschern der Vögel. Im Winter genoss sie die Ruhe und das Knirschen des Schnees unter ihren Füßen. Die Jahre mit denen beide zusammen spazieren gingen, waren jedoch schon lange vorbei.


Nach einem ausdauernden zweistündigen Marsch kam er wieder zuhause an. Die Winterjacke wurde ordentlich auf den Ständer gehängt und in der Küche ein heißer Kakao zubereitet, in der natürlich eine Prise Zimt hineinkam. Mit dem Kakao und einer Schüssel Kekse machte er es sich vor dem Fernseher gemütlich und legte eine Bluray in den Player.

Heiligabend

Unterm Tannenbaum lag ein Geschenk, welches er sich selbst bei einem online Versandhandel bestellte. Früher hatte er unheimlich viel Spaß daran, Geschenke für seine Frau auszusuchen. Aufgrund seiner knappen Freizeit, wurde damit die normalerweise vorhandene Zweisamkeit kompensiert. Doch nun konnte er dies nicht mehr tun und tröstete sich selbst mit Geschenken. Während er einen Schluck Rotwein zu sich nahm, verfing sich sein Blick in einer Christbaumkugel. Sein Blick blieb eine Weile darin hängen und er registrierte mal wieder, wieso er sich jedes mal in dieser Zeit so schlecht fühlte. Er war allein. "Daran können auch Weihnachten und meine wohlverdienten Feiertage nichts dran ändern", gestand er sich seufzend ein.

1 Kommentar:

  1. Wirklich schön! Habe es gerne gelesen. Nur der Schlussteil könnte etwas ausführlicher sein, zum Bespiel wie er den Heiligen Abend alleie verbringt. Die Geschichte hört recht aprupt auf. Sonst sehr gut geschrieben ;)

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